A German gynaecologist got fined for providing information about abortion on her website. Citizens now demand the abolishment of the paragraph 219a in the criminal code, which the verdict is based upon
Im Jahr 2018, 83 Jahre nach seiner Einführung, sollte der Paragraph 219a dorthin verwiesen werden, wo er hingehört: in die Geschichtsbücher.
6000 Euro – this is the fine that German gynaecologist Kristina Hänel is to pay for having stated on her website that she is performing abortions and for having provided information about the procedure.
Paragraph 219a of the German Criminal Code prohibits “offering, announcing or promoting abortions”. According to the court ruling, even if a doctor simply informs about abortions, this is a punishable act.
Since its introduction in 1933 – during the Nazi period – Paragraph 219a has barely been changed. It thus comes straight from a time when women who had given birth many times were awarded with the “Cross of Honour of the German Mother”, while disabled people were forcibly sterilized.
Abortions – the legal situation in Germany
- Abortions are exempt from punishment until the 12th week after fertilization, as long as the pregnant woman has previously sought advice at a specialised centre and has observed a three-day “consideration period”;
- If there is danger to the pregnant woman’s life or physical / mental health, as well as in cases of rape, other conditions apply and abortion is not unlawful in these cases;
- Disabilities in the foetus do not count as a reason for abortion, but the prevailing opinion is that a handicap can deteriorate the pregnant woman’s mental health, which in turn is regarded as a reason for abortion.
The fact that outdated ideas about abortion are still widespread in Germany is proven by the verdict’s rationale: In her explanatory statement, the judge did not only resort to arguments borrowed from abortion opponents, but also proclaimed:
The legislator does not want abortion to be discussed in public as if it was a normal thing.
Abortion nowadays is a daily routine in Germany: Nearly 100,000 pregnancies were terminated in the country in 2016. At the same time, suggesting that women would take abortions lightly as soon as physicians can publicly inform about the procedure simply is insulting.
Unwanted pregnancies put women in a conflict situation. In addition to emotional support, they also need neutral information – and who can provide this kind of information better than the gynaecologists who perform abortions regularly?
Following the judgment, many women and men have spoken out in favour of abolishing paragraph 219a. An online petition that Kristina Hänel handed over to the Bundestag (the German Parliament) reached more than 150,000 signatures within a very short time.
The leftist party, the Greens and the social democrats are all in favour of deleting of paragraph 219a. Jointly with the liberals they would have a majority in the Bundestag for passing a law adapted accordingly.
Especially considering the European situation, with women in Ireland campaigning to win the right to abortion and Polish women desperately fighting to ensure that the already restrictive abortion legislation is not further tightened, it is about time that Germany sets a sign of progress. In 2018, 83 years after its introduction, paragraph 219a should be put where it belongs: into the history books.
Kristina Hänel has announced publicly that she will not pay the 6000€ fine imposed upon her. If need be, she will submit her case to the Federal Constitutional Court.
Der Paragraph 219a des deutschen Strafgesetzbuches verbietet es Gynäkologen, über Abtreibungen zu informieren. Er sollte schnellstmöglich abgeschafft werden – denn Frauen haben das Recht auf Information
6000 Euro – das ist die Strafe, die die Gießener Frauenärztin Kristina Hänel zahlen soll. 6000 Euro dafür, dass sie auf ihrer Webseite angegeben hat, dass sie Abtreibungen durchführt, und Informationen über die Prozedur bereitgestellt hat.
Der Paragraph 219a des deutschen Strafgesetzbuches verbietet das „Anbieten, Ankündigen oder Anpreisen von Schwangerschaftsabbrüchen“. Laut Richterspruch fällt nun sogar die reine Information über Abtreibungen durch einen Arzt darunter.
Seit seiner Einführung im Jahr 1933 – während der Nazizeit – wurde der Paragraph 219a kaum verändert. Er stammt also noch aus einer Zeit, in der „gebärfreudigen“ Frauen Mutterkreuze verliehen und gleichzeitig behinderte Menschen zwangssterilisiert wurden.
Abtreibungen – die rechtliche Lage in Deutschland
- Abtreibungen sind bis zur 12. Woche nach der Befruchtung straffrei, wenn die Schwangere sich vorher hat beraten lassen und eine dreitägige „Bedenkzeit“ eingehalten hat;
- Falls Gefahr für das Leben oder die körperliche/seelische Gesundheit der Schwangeren besteht sowie bei einer Vergewaltigung gelten andere Voraussetzungen und der Schwangerschaftsabbruch ist in diesen Fällen nicht rechtswidrig;
- Behinderungen des Embryos gelten nicht als Abtreibungsgrund, jedoch können sich durch eine Behinderung Belastungen v.a. für die seelische Gesundheit der Schwangeren ergeben, sodass aufgrund dessen eine Abtreibung vorgenommen werden kann.
Dass überholte Vorstellungen über Abbrüche nach wie vor weit verbreitet sind, bewies die Richterin in ihrem Urteilsspruch: Sie griff nicht nur auf Argumente von Abtreibungsgegnern zurück, sondern verkündete ebenfalls:
“Der Gesetzgeber möchte nicht, dass über den Schwangerschaftsabbruch in der Öffentlichkeit diskutiert wird, als sei es eine normale Sache.”
Nun ist Abtreibung in Deutschland Alltag – knapp 100.000 Abbrüche wurden 2016 durchgeführt. Gleichzeitig ist es schlichtweg beleidigend, Frauen zu unterstellen, sie würden die Beendigung einer Schwangerschaft auf die leichte Schulter nehmen, sobald Ärzte öffentlich über Abtreibungen informieren können.
Frauen, die ungewollt schwanger sind, befinden sich in einer Konfliktsituation. Neben emotionalem Beistand brauchen sie auch neutrale, sachliche Informationen – und wer kann diese besser zur Verfügung stellen als diejenigen Gynäkologen, die Abtreibungen regelmäßig durchführen?
Viele Frauen und auch Männer haben sich inzwischen für eine Abschaffung des Paragraphen 219a ausgesprochen – eine Internetpetition, die Kristina Hänel inzwischen im Bundestag übergeben hat, erreichte innerhalb kürzester Zeit über 150.000 Unterstützer.
Auf Parteiebene setzen sich Linke, Grüne und SPD für eine Streichung des 219a ein, zusammen mit der FDP hätten sie eine Mehrheit dafür im Bundestag. Gerade, wenn man bedenkt, dass Frauen in Irland Kampagne um Kampagne fahren, um das Recht auf Abtreibung zu erlangen, und gleichzeitig polnische Frauen verzweifelt darum kämpfen, dass die sowieso schon restriktive Abtreibungsgesetzgebung nicht noch weiter verschärft wird, wäre es an der Zeit, dass Deutschland ein Zeichen des Fortschritts setzt.
Kristina Hänel will die 6000-Euro-Strafe nicht bezahlen. Sie hat angekündigt, notfalls bis vors Bundesverfassungsgericht zu ziehen.
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